erdverbunden

Eine Ausstellung des Künstlerbundes Südsauerland e.V.

erverbunden - Sonderausstellung Wendener Hütte

Die Ausstellung „erdverbunden“ entstand im Rahmen der Projektes Spiritueller Sommer – Wegen zum Leben im Sauerland. „Himmel und Erde“ sind in diesem Jahre die Inspirationsgeber.

9 Künstler und ein Gast des Künstlerbundes Südwestfalen haben sich diesen Themen gestellt und ihre Arbeiten von kreisen um die Frage

  • Wie ist es um das Verhältnis der Menschen zu Himmel und Erde bestellt?
  • Wie sind wir mit der Erde verbunden, wie mit dem Himmel? Was hat es mit dem Raum dazwischen auf sich?

Es entstanden zwei Ausstellungen, die heutige stellt die Erde in den Mittelpunkt. Im September wird der Himmel in der Kunstkirche in Silberg thematisiert.

Die Wendener Hütte, Eisenhütte der Frühindustrialisierung bietet eine Projektionsfläche, wie man sie sich für das Thema „erdverbunden“ nicht besser wünschen könnte. Hier wurde aus erdigen Erzen, die der Erde abgerungen wurden, mit Hilfe von Holzkohle gleißendes Roheisen. Hier wurde Feuer durch Wasser entfacht.

„Wohltätig ist des Feuers Macht,
wenn sie der Mensch bezähmt- bewacht“
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand

Friedrich Schiller in seinem Gedicht „Die Glocke“ stellt den ordnenden und formenden, mächtigen Menschen gegen die wilde Natur.

Wollen wir einmal schauen, ob bildende Künstler unserer Zeit diese Haltung teilen?

Im Erdgeschoß finden wir zunächst:

2. Wie ein Echo aus Schillers Zeit wirken die Werke von Dr. Uwe Wintersohl. Der in Bergneustadt geborene Facharzt für Allgemeinmedizin, Palliativmedizin ist seit mehr als 20 Jahren kontinuierlich künstlerisch tätig.
Er ist mit verschiedenen Werken im Museum und im Rohstoffmagazin vertreten. In Assemblagen kombiniert er Werkzeuge der Vergangenheit, die zur Bearbeitung des Bodens, von Holz oder Metall diente. Es sind Gegenstände der Sachkultur, die wir Museumsleute in den Sachzusammenhang stellen. Er löst sie jedoch daraus und macht sie zu Zitaten einer vergangenen Zeit, in der die Erde und ihre Produkte mühsam gezähmt und verarbeitet werden mussten.

4. Die Kölnerin Irmgard Schick studierte Gesang und war als Konzertante Sängerin erfolgreich. Sie wandte sich jedoch der bildenden Kunst zu und beteiligt sich seit 1998 kontinuierliche an Ausstellungen.
Ihr Zugang zum Thema ist der Erdboden sie wählt die heimische Erde als variationsreiches Ausdrucksmittel. Die Bilder lassen regennasse Erde, saftigen Wiesengrund, trockenen Nadelboden, u. a. spüren; gemahnen an Themen wie verdorrte Erde und Waldsterben. Ebenso jedoch lassen sich die Bilder als Mahnung an Themen des Klimawandels wie Erdrutsch, Erosion, verdorrte Erde oder Waldsterben lesen.
Selbst in der Verwendung des Blaupigments bilden Erdfarbe aus den Ockerbrüchen des Luberon den Gegenpol.

5. Susanne Siewer Wolter, in Attendorn geboren studierte zunächst Kunstpädagogik und, Studium Grafikdesign und wurde freie Mitarbeit bei verschiedenen Verlagen
Seit 1995 freischaffende Illustratorin und Künstlerin in Attendorn und Köln
Ihr Zugang zum Thema – der Baumstamm mit Verästelung vor blauem Vollmond-Himmel- wurzelt in der Sauerländer Erde. Ob verwurzelt oder als weitentfernter Trabant beide Motive sind fest mit der Erde verbunden.

8. Auch Gaby Hermann lebt heute in Ratingen und lernte zunächst einen richtigen Beruf in dem sie Betriebswirtschaftslehre studierte. Nach einem Aufenthalt in Asien wandte sie sich der Malerei zu. Stationen auf ihrem Weg waren die Hochschule der Künste Berlin, Malseminare an der Berliner, Marburger und die Europäischen Akademie für Bildende Kunst, Trier.
Ihre Themen sind die Fiebrigkeiten des Erdbodens aus dessen Bestandteilen ja auch viele Farben gewonnen wurden. Auch wenn es heute Acrylfarbe ist, spürt sie diesen Nuancen nach. Wie sieht verbrannte Erde aus, wie leuchtet uns der Erdboden farbig entgegen?

Beate Herrmann wurde ebenfalls im Kreis Olpe, in LA – geboren. Sie legte Wert auf eine überregionale Zusammenarbeit mit Kindergärten, Schulen, offenen Jugendeinrichtungen. Ihr Schwerpunkt lag in der kunstpädagogische und kulturpädagogische Projektarbeit
Seit 2011 leitet sie die JUGENDKUNSTSCHULE kunsthaus alte Mühle e.V. Schmallenberg und 2011 war sie Preisträgerin „Kultur prägt“, verliehen durch NRW-Kulturministerin Ute Schäfer
Ihr Beitrag zu unserer Ausstellung ist das Werk „Verbunden“, Der Mensch liegt an der Grenze zwischen über und unter der Erde, zwischen oben und unten , zwischen Leben und Tod. (Erde zu Erde, Asche zu Asche)
Die eingesetzten Materialien wie Rohgewebe, Kohle und Pigmente (grüne Erde), wie auch die gewählte horizontale Achse unterstützen die Absicht, die Abhängigkeit, die enge Verbundenheit und das Zeitliche darzustellen.

10 – 11. Als Gast ist der Attendorner Jan Backhaus mit seinen Videostills in der Ausstellung vertreten. Er studierte zunächst Germanistik und Philosophie, wechselte dann aber in Köln zum Studium Mediale Künste.
Seine audiovisuelle Bewegtbildarbeit zeigen uns in eine mystische Erde, versunken in Nebel. Die Bilder erinnern an Träume voll unterschwelliger Spannung und einem Gefühl von Zeitlosigkeit.

12 (X X X ) Anamaria Stroia wurde in Rumäniengeboren. Sie war zunächst als Restauratorin, Kamerafrau und Redakteurin tätig. Seit 2006 ist sie künstlerisch ist sie gestaltende Künstlerin
Der Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist Schwarz und Weiß, über die Beschriftung „Unterbewußt“ die für das natürliche Bewusstsein stehen könnte, vermittelt sie eine zweite Ebene. Das Diptychon im Museum, kann sowohl zusammen als Einheit als auch einzeln für sich stehen. Im Rohstoffmagazin finden Sie drei weitere Werke

13 – 15 Die Siegenerin Ursel Decker studierte ihr Handwerk an der Fachschule für Malen und Zeichnen und der UNI Siegen, es folgten Arbeitsaufenthalte Aix-en-Provence , n ( GH ),
Seit dem Beginn der 1970er Jahre beteiligt sie sich an Ausstellungen und Projekten.
Ihre Themen sind heute Das Anthropozän, Der Mensch als Todesbringer ist auf der Erde allgegenwärtig. Niemand kann sich seiner zerstörenden Taten entziehen.
Unersättlich frisst er die Erde auf ! Doch durch reine Jetzt-Bezogenheit, schädigt ER das nicht nur das System, sondern auch sich selbst !

Folgen Sie mir nun gedanklich ins Obergeschoß

16 – 21 Hier finden wir die Werke von Marlies Backhaus, Marlies war in ihrem bürgerlichen Berufsleben Kunsterzieherin am St.-Ursula-Gymnasium Attendorn und während dieser Zeit das Kinderateliers des Kunstvereins Südsauerland e.V. Sie ist aktives Mitglied in allen regionalen Kunstverbänden und seit 2005 Bezirksvertreterin für Südwestfalen im Vorstand im Bundesverband Bildender Künstler Westfalen e.V. BBK
2009 – 2022 war sie Vorsitzende im Künstlerbund Südsauerland e.V. KBS,
2008 erhielt sie den Kulturpreis des Kreises Olpe
Ihre Gedanken kreisen um den Begriff Nest. Das Nest für uns Menschen als Symbol für Geborgenheit, Sicherheit, Zuhause, Heimat. Für die Tierwelt jenes verheißungsvolle Bauwerk kunstvoll verortet zwischen Himmel und Erde. Im Geäst der Bäume, in ihren schwankenden Wipfeln oder im undurchdringlichen Unterholz bietet es den vollkommenen, seiner Umgebung angepassten Schutz für die Nachkommenschaft.
In Gemälden, Installationen, Fotografien und Skulpturen umkreist sie dieses Thema der erdverbundenen Heimat .

22- 23 Die Gedankenwelt Gaby Püttmanns steht dem – ich möchte fast konträr entgegen. Geboren in Attendorn, führte sie ihr Weg über ein Lehramts- und Designstudium, über Lehrtätigkeit anfang der 2000 Jahre zur bildenden Kunst.–
Sie schaut genau hin. Wie ist der Charakter des Menschen? Kommunikation ist für uns Lebenswichtig, (talk-talk) aber wir reden auch gerne über andere (talk about)
Die Objekt-Vasen verkörpern durch ihre menschlichen Formen und ihre geöffneten Köpfe und Münder die Notwendigkeit von Kommunikation und das Bedürfnis „erfüllt zu werden“.
Im Rohstoffmagazin geht es in ihrem Werk um Blut und Boden: Die großformatige Arbeit verbindet Emotionen, Schmerzen und Entbehrungen, mit den Erträgen aus erdverbundener Arbeit und führt so in direktem Sinne die damit einhergehenden Anstrengungen vor Augen.
Wir sind nun im Rohstoffmagazin angekommen.

Der Lennestädter Rolf Kluge war ebenfalls zunächst eher, als Fotograf und Grafik-Designer machte er sich selbsständig.
Seit 2006 nimmer an Ausstellungen und Projekten teil
Er sagt zu seinem Beitrag: Wenn wir uns mit der Welt verbunden fühlen, nennen wir sie wie eine nahe Verwandte: Mutter Erde. Dieser Begriff steht wohl am ehesten für die spirituell-kultische Verehrung unseres Planeten. Meine Arbeiten zeigen Beispiele einer physischen Umwelt ohne mystisch-romantisch verklärende Symbole und stellen stattdessen Fragen, die den nachhaltigen Umgang mit ihr betreffen. Wie steht es um unsere Mutter?

Im Raum finden sie weitere Werke von Anamaria Stroia und Uwe Wintersohl

Und damit komme ich zum Ende meines Weges durch unsere schöne Ausstellung und ich möchte mit Schiller enden:

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt;
Den schlechten Mann muss man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.